Schon länger wurde darüber spekuliert, ob Ötzi, die berühmte Mumie aus dem Ötztal, nicht nur tätowiert, sondern vielleicht sogar mit Akupunktur behandelt worden sein könnte. Wäre das der Fall, würde das ein neues Licht auf der Alter der Kunst der Akupunktur werfen. Aber nicht nur das…
Ötzi und die Akupunktur: Die früheren Vermutungen
Schon kurz nach dem Fund von Ötzi fanden besonders seine zahlreichen Tätowierungen große Aufmerksamkeit. An insgesamt 15 Stellen auf seinem Körper fanden sich Hinweise auf die Körperkunst.
Damit bekamen die Forscher nicht nur einen neuen Eindruck und Einblick in das Leben der Personen in der Jungsteinzeit, auch über die gesundheitlichen Kenntnisse dieser Personen konnten sie einiges ableiten.
Ötzi und Akupunktur: Zwei verschiedene Formen von Tätowierungen
Denn Ötzi ist nicht die einzige Mumie aus der Jungsteinzeit, die Tätowierungen auf der Haut hat. Einige Forscher gehen sogar so weit, die Tätowierungen in zwei verschiedene Gruppen einzuteilen: Die einen können als reiner Körperschmuck, also als ornamentale Tätowierungen verstanden werden. Auf der anderen Seite könnten sie auch eine therapeutische Funktion gehabt haben – und genau das soll im Fall von Ötzi zutreffen.
Aber nicht nur bei der Mumie aus dem Ötztal. Verschiedene Wissenschaftler haben schon in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts drauf hingewiesen, dass sie auf mumifizierten Körpern sowohl Schmucktätowierungen, als auch therapeutische Tätowierungen ausmachen konnten.
Der Unterschied ist gerade an diesen Körpern gut zu erkennen. Schmucktätowierungen sind sehr kunstvoll gestaltet und sollten offensichtlich dazu dienen, den Körper zu verzieren. Dagegen sind die therapeutischen Tätowierungen eher simpel und bestehen meist aus einfachen Punkten oder kleinen Kreisen.
Ötzi und die Akupunktur: Die Punkte passen zu den Beschwerden
Noch ein weitere Punkt spricht dafür, dass Jemand in Ötzis Umfeld sich mit Akupunktur auskannte.
Aus der Forschung wissen wir, dass Ötzi unter verschiedenen Beschwerden gelitten haben muss. Die Wissenschafter konnten anhand ihrer Untersuchungen nachweisen, dass Ötzi von Peitschenwürmern befallen war, Gallensteine hatte und vermutlich auch unter Rheuma litt.
Jetzt wird es interessant: Die Punkte, an denen sich die Tätowierungen von Ötzi auf seinem Körper befinden, entsprechen genau den Akupunktur- Punkten, die man für die Behandlung dieser Krankheiten nutzen würde.
Ötzi und die Akupunktur: Auch die Materialien sprechen für die These
Doch das ist noch nicht alles, auch das verwendete Material und die Auswahl der Technik lässt auf die Person schließen, die Ötzi tätowiert hat. Vermutlich hatte diese heilkundliche Kenntnisse und Fertigkeiten.
Der Akupunkteur oder Tätowierer – je nach dem, welcher Sichtweise man folgen möchte – benutzte nicht eine einfache Farbe, um die Tätowierung in die Haut einzubringen, sondern Holzkohle.
Und auch das ist bemerkenswert. Im Gegensatz zu einfacher Farbe, ist Holzkohle steril und kann daher auch noch in der Haut ihre Wirkung entfalten.
Während Farbe sich im besten Fall nicht entzündet, kann Holzkohle unter der Haut antibakteriell wirken, was gerade in Bezug auf die Peitschenwürmer eine Erleichterung gewesen sein dürfte.
Akupunktur älter als vermutet?
Aber auch wenn die Holzkohle keine unmittelbare Wirkung zeigte, so verrät sie doch der Nachwelt etwas: Vermutlich sind die ersten Versuche in Bezug auf die Akupunktur älter, als die Wissenschaft bislang vermutet hat.
Die aktuelle Theorie geht davon aus, dass die Ursprünge dieser traditionellen Behandlungsmethode in China liegen. Und zwar im zweiten vorchristlichen Jahrhundert zu suchen sind.
Die Akupunktur Punkte von Ötzi deuten nun jedoch darauf hin, dass die Kenntnisse viel weiter in die Menschheitsgeschichte zurückreichen. Wie wir wissen, lebte Ötzi nämlich schon 5200 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Und damit ein deutliches Stück vor dem bisher vermuteten Ursprung.
Wir dürfen gespannt sein, mit welchen Ergebnissen in Bezug auf die Akupunktur die weitere Forschung uns erstaunen wird.
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