Chi – die chinesische Lebenskraft

Was ist Qi und welchen Zweck hat es im Organismus?

Chi - die chinesische Lebensenergie
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Ein wesentlicher Faktor, wenn es um Akupunktur und deren Anwendung geht, ist das sogenannte Chi. Der Begriff Chi kommt aus dem chinesischen.

Dieses steht im Mittelpunkt des chinesischen Denkens über die Gesamtheit der Natur und symbolisiert eine universelle Lebenskraft.

Dieses ist ständig in Bewegung und fließt, wobei es durchaus Veränderungen auslösen kann.

Verlangsamt es sich jedoch oder kommt gar zur Stagnation, sind auch die Lebensvorgänge des Betroffenen gestört oder zumindest stark geschwächt.

Auch wenn man den Begriff der Qi ins Deutsche mit der Bezeichnung „Lebensenergie“ verwendet, so liegt es auf der Hand, dass dies eigentlich nur wenig befriedigend ist. Unser westlicher Energiebegriff ist nämlich um einiges deutlicher von der Physik und den dazugehörigen Gesetzen geprägt.

Doch eine rein naturwissenschaftlich-physikalische Definition bringt den Begriff des Qi wie ihn die Chinesen mit ihrer biologisch-medizinischen Auffassung verstehen, nur kaum näher. Für sie gibt es auch keine direkte und exakte Definition des Qi.

Es geht einfach um eine ständig fließende und sich dabei wandelnde Energie, die sich im menschlichen Körper in den Organen sammelt und deren Funktionen maßgeblich hervorbringt. Die Bahnen, in denen das Qi verläuft, werden Jing genannt. Diese „Qi-Kanäle“ werden aufgrund der polaren Anordnung im Körper mit dem Meridiansystem der Erde verglichen, womit auch die Bezeichnung als Meridiane auf der Hand liegt.

Drei Quellen der Lebensenergie im menschlichen Körper

1. Die Atemluft bringt Qi für die Lunge hervor. Auch als Zong Qi oder aber „Qi der Mitte“ bezeichnet hat es gewisse Ähnlichkeit mit dem Begriff des Prana aus der ayurvedischen Medizin.

2. Magen und alle mit dem Prozess der Verdauung in Zusammenhang stehende Organe bringen aus der Nahrung das „Nähr-Qi“ hervor. Dieses dient dazu, die Organe selbst, aber auch das Blut sowie das Gewebe im menschlichen Körper zu ernähren. Polartechnisch wird es dem Yin, also der Erde zugeordnet.

3. Die dritte wichtige Quelle für das Qi ist das sogenannte „Erb-Qi„, das auch als Yuan Qi bezeichnet wird. Es ist die von den Eltern vererbte Lebenskraft, die bereits bei der Zeugung von den beiden Eltern an das Kind weitergegeben wird. Abgespeichert im Nierensystem, ist es vor allem für die individuelle Entwicklung und das Wachstum des Menschen verantwortlich.

Neben der Qualität geht es auch um Quantität

Das Qi regelt alle Funktionen der Organe im menschlichen Körper sowie deren individuelle Leistungen. Es geht aber nicht nur darum, wie gut diese arbeiten, sondern auch wie viel sie bewältigen. Ist die Lebensenergie eines Organs geschwächt, wird die Funktion nur unvollständig oder mangelhaft ausgeführt.

Ist Qi jedoch stark vorhanden, schlägt der Pol in das andere Extrem aus und es kommt zu einer überschießenden Funktion.

Es sind drei wesentliche Faktoren, für die Qi im Organismus verantwortlich ist. Dazu zählen

Bewegung
Wärmeerzeugung
Verdauung

Um hier ein umfassendes Verständnis des Qi zu erlangen und auch zu verstehen, wo Akupunktur und ihre Effektivität angesetzt werden, ist es wichtig diese drei Funktionen richtig einzuschätzen und zuordnen zu können. Qi gilt als die Quelle der Bewegung, wobei hier nicht nur die willkürlichen, sondern vor allem die unwillkürlichen gemeint sind.

Also etwa die Bewegungsvorgänge beim Atmen oder die Zirkulation des Blutes im Organismus. Eine der wichtigsten Funktionen von Qi ist die Erzeugung von individueller Wärme im Körper, um damit etwaige Störungen einfach ablesen zu können. Aber auch Vitalität und psychische Aktivitäten wie das Bewusstsein generell oder aber die Denk- und Aufmerksamkeitsfähigkeit werden vom Qi gesteuert.

Die dritte Funktion der Lebensenergie, die den übrigen in ihrer Bedeutung um nichts nach steht, ist letztendlich die Verdauung und damit die Umwandlung von Nahrung in Blut und weitere Körpersäfte. In diesem Bereich wird aber auch dafür gesorgt, dass giftige Abfallprodukte aus Nahrung und Lebensweise ausgeschieden werden. Im Gegensatz dazu werden wichtige Nährstoffe in den Organen gespeichert.

Als letzte Form des Qi, das im Körper für so viele Abläufe zuständig ist, sei hier das Wie-Chi, also das Schutz-Qi genannt. Dieses soll dazu beitragen, dass der Körper vor äußeren schädlichen Einwirkungen wie etwa krankmachenden Einflüssen des Wetters oder der klimatischen Verhältnisse geschützt wird.

Dieses Qi befindet sich an der Körperoberfläche, genauer gesagt direkt in der Haut. Dazu ist es aber auch in der Peripherie des Körpers vorhanden, etwas als fließende Einheit zwischen den Muskeln oder aber in den Außenschichten der Körperhöhlen. Dieser Schutzfunktion des Qi wird vor allem in der Prophylaxe und Prävention vor Krankheiten erhebliche Bedeutung zugemessen.